Vom 26. bis 28. Januar war es in diesem Semester so weit: die Präsenzwoche stand an. Die Proband_innen von vier Teilmodulen aus diesem Semester trafen sich mit Ihren Dozent_innen in den Städtischen Museen Freiburg sowie im Vitra Museum in Weil am Rhein um in Laborphasen die online erarbeiteten Inhalte zu praktisch zu vertiefen und zu diskutieren.
Sammlungsmanagement
Am 26. Februar trafen sich die Teilnehmer_innen des Kurses Sammlungsmanagement im Zentralen Kunstdepot (ZKD) der Städtischen Museen Freiburg. Depotverwalter Edgar Dürrenberger führte durch das Depot, erklärte Vorgänge und erläuterte die modernen Standards, mit denen in Freiburg gearbeitet wird.
Neben einer Niedrigenergie-passiv Bauweise mit eigenem Blockheizkraftwerk für optimale Klimatisierung der Räumlichkeiten, beeindruckte vor allem die perfekt deponierten und verpackten Objekte der umfangreichen Sammlung der Städtischen Museen. Die professionelle Verstandortungstechnik ermöglicht jederzeit den Bewegungsverlauf eines Objekts nachvollziehen und es schnell auffinden zu können. Die Gruppe durfte Einblicke in zahlreiche Sammlungsbereiche nehmen – wie z.B. in die Gemäldeabteilung, die Ethnologische Sammlung, die Volkskundliche Sammlung oder die perfekt verpackten Schwarzwalduhren. Aufgrund der Sicherheitsregeln war dieser Besuch ein aktives Gespräch vor Ort.
Von der Ausstellung zum Programm
Am Nachmittag trafen sich die Studierenden des Vermittlungsteilmoduls Von der Ausstellung zum Programm im Archäologischen Museum Colombischlössle. Leiterin des Hauses, Dr. Helena Pastor, die gemeinsam mit Dr. Christian Wacker (museOn | weiterbildung & netzwerk) dieses Teilmodul entwickelte, hatte in verschiedenen E-lectures die neue Dauerausstellung vorgestellt. Konzept, Handlungsspielräume auf dem Weg zum Vermittlungsprogramm, aber auch Hindernisse und Grenzen wurden nun diskutiert, nachdem die Studierenden ihre Anmerkungen schon im Vorfeld gesammelt hatten.
Besonders fokussiert wurden dabei die Themen Sprachen und Texte, interaktive und mediale Module und der thematische Schwerpunkt auf archäologische Funde am Oberrhein. Besonderes Interesse bei dem Vorort-Besuch erhielten auch nochmals die Themen der Raumkonzeptionierung und Gestaltung an sich: Mit welcher Flexibilität kann ein kommunales Museum in einem komplett denkmalgeschützen Gebäude ohne nennenswertes Budget eine neue Dauerausstellung einrichten, die aus einem Guss ist, und für Gruppen und alle Altersgruppen funktionieren soll? In einem kleinen Rollenspiel wurde überlegt, welche Vermittlungsangebote ein Museum anbieten müsse, und nach welchen Kriterien man diese bestimmt. Dies war der Einstieg in den Abschluss des Teilmoduls: Die Studierenden sollen nun selbst aus gegebenen Ausstellungsszenarien Vermittlungsprogramme entwickeln.
Erkenntnisgewinn statt Wissensvermittlung
Am Freitag, den 27.1. traf sich die Studierendengruppe von Erkenntnisgewinn statt Wissensvermittlung mit Dozentin Julia Hefti (Kunstvermittlerin, Basel) am Vitra Museum in Weil am Rhein. Sarah Kingston, Leiterin der Vermittlungsabteilung, führte kurz über den Campus und stellte das Vermittlungsangebot des Vitra Campus vor, welches einen starken Fokus auf Workshops legt. Die Teilnehmer_innen, die sich in den Wochen davor theoretisch mit Konzepten der ästhetischen Forschung und dialogischer Vermittlung beschäftigt hatten, stellten sich gegenseitig nun ihre eigenen Konzepte vor. Diskussionen und Rückfragen rückten immer wieder in die Kernfragen der musealen Arbeit auf den Leib: Wem oder was ist das Museum verpflichtet? Wer bestimmt den „musealen Wert“ eines Objekts? Wie frei kann das Lernen im Museum sein? Wie gehen Museen mit ihren Sammlungen um? Wer definiert was „Wissen“ ist?
Am Nachmittag probierten die Studierenden auf dem Campus in Kleingruppen ihre eigenen Konzepte in Kurzform aus. Der Campus wurde zum Ort ästhetischer Forschung, der Workshop-Raum bot die Möglichkeit für Diskussionen und eine Vielzahl der Konzepte werden in naher Zukunft in den Arbeitsstätten der Proband_innen unter realen Bedingungen erprobt werden. Denn auch das war das Ergebnis des Abschlussgesprächs: Neue Vermittlungsformate auszuprobieren braucht vor allem auch Mut und Übung.
Partizipation: Von der Vermittlung zur Moderation
Samstags ging es im Augustinermuseum weiter. Sabine Jank (szenum, Berlin) und Angelika Zinsmeier der Städtischen Museen führten mit einem Gespräch über das Thema des Teilmoduls Partizipation: Von der Vermittlung zur Moderation in das Thema ein. Bald darauf nahmen die Teilnehmer_innen sich in verschiedenen Rollen jeweils einen Teil der Sonderausstellung Nationalsozialismus in Freiburg vor und untersuchten diesen besonders in Hinblick auf Interaktion und Partizipation. Danach wurden die Eindrücke aus den Perspektiven der jungen Familie, der Senioren, der Immigranten, der digital Natives und der Touristen gesammelt und diskutiert: Was hat besonders gefehlt? Was war überflüssig? Diese Ausstellungsanalyse führte zu einer Bestandsaufnahme und Priorisierung der Möglichkeiten, die in der Freiburger Ausstellung nicht genutzt wurden.
In einer nachfolgenden Einführung in die Gruppenarbeit, die nun online erfolgt, ging es um die Ebenen, auf denen partizipative Strategien in einem Museum einsetzen können oder einhaken sollten, um das Selbstverständnis eines Museum nachhaltig in ein partizipatives Haus zu verändern. Die Diskussion führte tief in Fragen der gesellschaftlichen Relevanz und Rolle von Museen für die Zukunft. Welche Prototypen die Studierenden nun entwickeln oder überprüfen wird man erst in einigen Wochen sehen.
An den Abenden und auf der Zugfahrt blieb genug Zeit sich über die Kurse und Lernfortschritte zu unterhalten und sich austauschen und in Plänen zu bestärken – eine Tatsache, die die Probandinnen sehr schätzen, viele Kolleg_innen aus anderen Häusern kennenzulernen. Der Austausch läuft während der drei Tage über die Kursgrenzen hinaus, denn während der Präsenzphase sind Gasthörer zugelassen: wer z.B. am ersten und am letzten Tag einen Präsenztermin hat, kann auch an den anderen Terminen teilnehmen. Auch das Team von museOn schätzt den direkten Austausch mit den Proband_innen sehr, der eine gute direkte Ergänzung zu den Ergebnissen der Evaluation, die alle Teilmodule durchlaufen, darstellt.
Die nächsten zwei Monate laufen nun noch acht weitere Teilmodule an, die zum größtenteils online studiert werden. Nach Freiburg müssen dieses Semester nur die Proband_innen nochmals anreisen, die sich für genug Kurs für ein Certificate of Advanced Studies angeboten haben und eine Projektarbeit erstellen. Diese werden im April in Freiburg den Mitstudierenden vorgestellt.
Weitere Informationen zu den Teilmodulen im Wintersemester finden Sie hier im Modulhandbuch.