Frank Duerr
In Deutschland befinden sich momentan fast 1000 Universitätssammlungen an 82 Universitäten (jährliche Aktualisierung der Kennzahlen unter https://portal.wissenschaftliche-sammlungen.de/kennzahlen, 26.8.2016). Doch auch im sammlungsstärksten Bundesland Baden-Württemberg stehen die Objektbestände natürlich nicht im ständigen Fokus des Interesses der Hochschulen. Universitäten sorgen sich in erster Linie um die Entwicklung der Wissenschaften in und durch Studium, Lehre und Forschung. Trendy sind die Universitätssammlungen nicht gerade. Die Trends zeichnen sich eher in anderen Gebieten ab: Interdisziplinäre Forschung läuft gut, internationale Kooperationen sind spannend, Vernetzungen in die Wirtschaft sind anzustreben und einheitliche Datenformate sorgen für die sichere Wiederaufbereitung von Forschungsdaten. In der Lehre wird nicht nur auf fachspezifisches, sondern auch immer stärker auf berufsqualifizierendes Wissen gesetzt. Dabei wird die spätere Anschlussfähigkeit an bestimmte Berufszweige gestärkt.
2010 wurden die praxisorientierten Berufsqualifikationen an der Universität Tübingen durch ein Angebot erweitert, das sich dem Aufarbeiten und Ausstellen von Sammlungsobjekten in einem zweisemestrigen Praxisseminar widmet. Das Museum der Universität Tübingen MUT hat mit einem innovativen Lehrkonzept einige Erfahrung gesammelt, um folgende Frage aufzuwerfen und erste Antworten geben zu können: Wie professionell können Studierende Sammlungen erschließen und Ausstellungen entwickeln?
Von ältesten Dingen und jüngsten Chancen
Die 1477 gegründete Universität verfügt momentan über 65 eigenständige Sammlungen. Das MUT bildet für diese Sammlungen eine zentrale Dachorganisation, die mit etwa zehn Kräften, darunter feste Mitarbeiter, ein Volontär, zwei FSJler Kultur und ein paar studentischen Hilfskräften versucht, die Kustoden der bestehenden Sammlungen zu unterstützen und die Objekte der Universität der breiten Öffentlichkeit durch Sonderausstellungen in unseren Museen sichtbar zu machen. Einige Superlative und einzigartige Einzelstücke tummeln sich im großen Fundus, um den viele große Landesmuseen sehr froh wären. Darunter befinden sich die umfassendsten universitären Teil-Sammlungen Europas in den Bereichen Paläontologie, Numismatik, Musikinstrumente und Professorenporträts. Auch der größte Teil der ältesten Kunstwerke der Menschheit sind im Bestand der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Die Eiszeitfiguren von der Schwäbischen Alb sind 40 000 Jahre alt und im Museum Alte Kulturen auf Schloss Hohentübingen zu besuchen. Doch nicht alle Objekte sind so gut aufbewahrt, inventarisiert, digitalisiert und präsentiert wie der Löwe, das Wildpferd und das Mammut aus Mammutelfenbein. Die Inventarisierung der Sammlungen reicht von 0 bis 100 Prozent. Die Depot-Situation ist zwischen akut bedroht und nahezu ideal. An vielen Stellen fehlen Depot- und Arbeitsräume, Ausstellungsräume und entsprechende Ausstattung. Zudem bereiten die Heterogenität der Sammlungen und ihrer Funktionen Kopfzerbrechen.
An allen Baustellen kann mit dem bereits erwähnten Personalstamm nur bedingt professionell und zeitnah gearbeitet werden und immer wieder erhalten wir Anfragen, Sammlungen umzuziehen und neu unterzubringen. Gerade in Zeiten der erfolgreichen Exzellenzinitiative werden neue Gebäude gebaut, bei denen das Aufbewahren von Deponaten nicht berücksichtigt wird. Aus einem solchen konkreten Fall entstand 2010 das erste Projekt mit Studierenden, um eine Sammlung zu retten, zu bewahren und partiell zu exponieren.
Die MUT-DNA
Da das MUT als sehr junge Einrichtung erst noch im Begriff ist, feste Stellen nach und nach zu schaffen beziehungsweise zu verstetigen, erarbeitete ich 2010 deshalb ein Konzept für ein Praxisseminar des MUT, das vorsah, den Career Service und die Institution, die die jeweilige Sammlung betreut, als Kooperationspartner mit einzubinden. Der Entwurf beinhaltete eine klare Arbeitsteilung in Projektgruppen mit Teamleitern, einem Projektleiter und einem detaillierten Zeitplan mit Arbeitsaufgaben. Denn um das komplexe Aufgabenfeld des Ausstellungenmachens zu vermitteln, um damit repräsentable Ausstellungsergebnisse zu erzielen, dabei die Erforschung der Objekte zu befördern, die Deponate zu inventarisieren und die Exponate angemessen zu präsentieren, reicht weder das Personal des MUT noch der jeweiligen Institution aus.
Nach einer Prüfung dieser Idee durch das MUT-Team wurde das Konzept dem Career Service und dem Rektorat präsentiert. Die sofortige Zusage ermöglichte, im Wintersemester 2010 mit einem ersten Pilotprojekt zu starten. Im ersten Kurs verwirklichten Studierende selbstständig auf Basis einer vorgegebenen Idee und unterstützt durch eine Handvoll Experten, die hauptsächlich aus dem universitären Kontext kamen, eine kleine Ausstellung mit den geowissenschaftlichen Sammlungen mit dem Titel „Alles Gute kommt von unten. Der Umgang mit Ressourcen aus der Erde“ (Publikation „Alles Gute kommt von unten“, hg. von Philipp Aumann, Frank Duerr; Tübingen 2011). Die Studierenden lernten damit aktiv und forschend ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld kuratorischen sowie gestalterischen Arbeitens kennen und erwarben Schlüsselqualifikationen, die in unterschiedlichsten Berufen anwendbar sind. Gleichzeitig erarbeiteten sie sich Wissen über ein gesellschaftlich bedeutendes Thema und präsentierten es einer breiten Öffentlichkeit. Der Begleitband der Sonderausstellung ist inzwischen ausverkauft.
Das wilde Experiment
Im Folgeprojekt „MindThings – KopfSache“ (Publikation: „Mind|Things – Kopf|Sache“, hrg. von Frank Duerr; Tübingen 2012) traten 35 Studierende an und inventarisierten akut bedrohte Objekte aus der psychologischen Sammlung, kümmerten sich um Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, Gestaltung und Museumspädagogik, realisierten die Präsentation der Exponate, verfassten Texte für die Publikation und übernahmen Verantwortung für die entstehende Dauerausstellung.
Aus diesem zweiten Projekt entwickelte sich langsam eine neue MUT-DNA. Die Doppelhelix bestand aus der studentischen Inventarisierung der jeweiligen Sammlung einerseits und der Ausstellungsarbeit andererseits.
Zusätzlich zur Dauerausstellung wurde eine Publikation erarbeitet, die Beiträge aller Professoren des Fachbereichs, die gesamte Institutsgeschichte und viele Objekttexte, die von Studierenden geschrieben wurden beinhaltete. Auch diese Publikation hat großen Zuspruch gefunden und ist inzwischen vergriffen. Es zeigte sich bei der Evaluierung dieses Seminars ein deutlicher Anstieg der Zufriedenheit der Studierenden. Dabei wurden besonders die Arbeitsstruktur und die Planungssicherheit positiv hervorgehoben. Die gesetzten Meilensteine halfen den Studierenden, die vielen Teilaufgaben mit ihren studentischen Verpflichtungen zu koordinieren. Auch die Arbeit und Rolle des Dozenten, die Rahmenbedingungen und die Lerninhalte wurden überdurchschnittlich positiv bewertet. Das wilde Experiment verwandelte sich in eine gefestigte Struktur der Projektarbeit.
Um die Studierenden zielführend auf die Fertigstellung von Depotarbeit, Ausstellung und Publikation sowie den ganzen Nebenschauplätzen des Projekts zu justieren, entlehnten wir die Personalstruktur von großen Häusern, die mit weit mehr Mitarbeitern hantieren als es das MUT bislang tat.
Die Unterteilung in Arbeitsgruppen mit Teamleitern für getrennte Aufgabenbereiche stellte sich als eine sehr effektive Organisationsstruktur heraus, die tendenziell unternehmerische Züge aufwies. Die studentische Leiterin oder der studentische Leiter wurde nach einem kurzen Wahlkampf demokratisch gewählt und die Teamleiter wurden innerhalb der Gruppe bestimmt. Der Großteil der Studierenden durfte nach Prioritätenliste in den gebildeten Arbeitsgruppen mitwirken.
Um die Studierenden auf die kommenden spezifischen Arbeitsbereiche einzustimmen und grundlegend theoretisch zu schulen, wurden zehn Experten eingeladen, die in den Seminarsitzungen dennoch praxisnah sinnvolle Vorgehensweisen, Strategien und Tipps preisgaben.
Seit diesem Ausstellungsprojekt erhalten die Gruppen konkrete Arbeitspläne und Meilensteine. Zwischenergebnisse der Teams werden in regelmäßigem Turnus durch das Plenum kritisch bewertet. Die Arbeitsbereiche sind neben der Leitung durch den Lehrbeauftragten und dem studentischen Prokuristen eingeteilt in: Konzept, Szenografie, Presse, Design, Redaktion, audiovisuelle Medien, Finanzen und Eventplanung.
Aus dieser strukturierten Vorgehensweise und aus der Erfahrung der ersten zweisemestrigen Praxisseminare entwickelten mein ehemaliger Kollege Dr. Philipp Aumann und ich ein Leitfaden für die Projektarbeit von kleinen Ausstellungen. Das Buch „Ausstellungen machen“ erschien 2013 bei UTB und ging ein Jahr später in die zweite Auflage. Ob es um Kunst, Alltagsgegenstände oder historische Ereignisse geht: Eine Ausstellung zu konzipieren und zu realisieren ist ein kreativer Akt und eine organisatorische Herausforderung. Dieses Buch vermittelt deshalb die Grundlagen der Ausstellungstheorie und gibt Anleitungen für die Praxis – vom Konzept über die Objektarbeit bis hin zu Finanzierung und Pressearbeit.
Um diese gewachsene Struktur der Sammlungserschließung nicht nur fortzuführen, sondern sie auf ein höheres Niveau der Bearbeitung zu heben und damit langfristige Ziele der Erschließung, Inventarisierung, Digitalisierung und Öffentlichmachung der universitären Sammlungen zu ermöglichen, wurde das Projekt „MAM|MUT. Museologische Aufarbeitung der Museumsbestände des MUT“ durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert. Hierdurch kann seit 2013 in gleicher Weise der Verpflichtung dem wissenschaftlichen Erbe gegenüber wie auch den Erfordernissen von Forschung, Lehre und Bildung entsprochen werden. Vor allem unbekannte oder bedrohte Sammlungen der Universität Tübingen wurden in den im Sommer 2016 endenden drei Jahren gerettet, der Forschung erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Besondere Herausforderungen stellten nicht zuletzt die in kürzester Zeit notwendig gewordene Implantierung neuer Strukturen, die Schaffung von neuen Arbeitsräumen und Ausstellungsmöglichkeiten, die Besetzung von Personalstellen und die Aneignung unbekannten Datenbank-Knowhows schon im Vorfeld des eigentlichen Projekts dar. Doch durch die entschiedene Unterstützung des Projekts durch den Rektor Bernd Engler wurde es möglich, innerhalb weniger Wochen die guten Rahmenbedingungen zu schaffen und das Projekt pünktlich zum Wintersemester 2013/14 an den Start gehen zu lassen.
Das erste Projekt widmete sich dem Aufmacher, also nur der Titelseite einer Zeitschrift (Publikation: „Aufmacher. Titelstorys deutscher Zeitschriften“, hg. von Frank Duerr, Ernst Seidl; Tübingen 2014). Die mit 20 000 Deponaten bestückte Zeitschriftensammlung der empirischen Kulturwissenschaften der Eberhard Karls Universität Tübingen wurde partiell in über 900 Arbeitsstunden in die Datenbank aufgenommen, nachdem die Hefte durch die MAM|MUT-Mitarbeiter professionell sortiert und aufbereitet wurden. Die Ausstellung zog 5000 Besucher an. Als Werbemittel produzierte das Medienteam unter anderem einen selbstgedrehten Werbetrailer „Aufmacher – Was man in einer Nacht alles erleben kann“, der bereits vor der Ausstellungseröffnung auf YouTube in den Tübinger Kinos für Lacher sorgte.
Am 16. Juli 2015 eröffnete die Sonderschau „Vom Sammeln. Strandgut der Wissenschaft“ (Publikation: „Wohin Damit? Strandgut der Wissenschaft“, hg. von Christine Nawa, Ernst Seidl; Tübingen 2015). Das zweite MAM|MUT-Projekt gab der Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Tübingen ein Forum. Die Tätigkeit des Sammelns wurde als übergeordnetes Thema in der Ausstellung beleuchtet. Das „Strandgut“ bestand aus mehr als 500 wissenschaftlichen Instrumenten, Apparaturen und Lehrtafeln. Vielfach waren die Geschichten der Fundstücke verloren und wurden erst einmal mühsam rekonstruiert.
Das dritte Teilprojekt „Krankheit als Kunst(-form). Moulagen der Medizin)“ (Publikation: „Krankheit als Kunst(-form). Moulagen der Medizin“, hg. von Edgar Bierende, Peter Moos, Ernst Seidl; Tübingen 2016) widmet sich der Tübinger Moulagensammlung. Moulagen sind Wachsabgüsse von Körperteilen, auf denen sich Krankheitssymptome zeigen. Der Mouleur formte sie unmittelbar von der Haut des Patienten ab.
Die Ausstellung, die mit 25 Studierenden erarbeitet wurde, zeigt erstmals ausgewählte Stücke aus den Sammlungen der Tübinger Universitäts-Hautklinik (UHK) und des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (DIFÄM). Zwei unterschiedliche Sammlungen aus dem Tübingen des frühen 20. Jahrhunderts. Das Zusammenspiel von Handwerk, Wissenschaft und Kunst in den ehemaligen Lehrmitteln steht im Zentrum der Ausstellung: Mouleure als Künstler, Moulagen als Kunstwerke, ihre Fertigung, Ursprünge und Verwendung.
Schöne Zukunft
Eigentlich hätte ich an dieser Stelle ein Fragezeichen hinter den Abschnittstitel setzen müssen, doch im Sommer 2016 ist dieses vorgestellte Drittmittelprojekt durch die Universität Tübingen verstetigt worden. Das bedeutet erste feste Ressourcen für Personal, Ausstellungen, Datenbank-Erweiterungen, einen öffentlichen Datenbankzugriff und wieder Schwärme an jungen Studierenden, die durch berufsqualifizierende Maßnahmen zum Erhalt und zur Sichtbarmachung der Sammlungsgegenstände der Universität Tübingen beitragen. Zusätzlich freuen wir uns über den im Wintersemester 2016 gestarteten Masterprofilschwerpunkt „Museum + Sammlungen“, der von unserem Direktor Prof. Dr. Ernst Seidl im Rahmen einer W3-Professur geleitet wird. Innerhalb dieses Studiengangs soll das Konzept des Praxisseminars aus dem MAM|MUT-Projekt integriert werden. Damit wird es in den offiziellen Lehrbetrieb des Masters aufgenommen und institutionalisiert.
Zusätzlich freuen wir uns über die unverhoffte Zusage, im Jahr 2020 ein Zentraldepot zu erhalten, um Sammlungen aufzunehmen, für die an den Instituten keinen Raum oder nur suboptimale Bedingungen zur Verfügung stehen. Diverse Bestandsbereiche, ein Technikraum, ein Schaudepot, Arbeitsräume und eine Restaurierungswerkstatt sind nun in der ersten Planungsphase.
Wesentliche Nachteile
Doch ich darf an dieser Stelle, trotz dieser für uns wunderbaren neuen Herausforderungen, auch auf die Probleme hinweisen. Wir arbeiten jedes Jahr an den Sammlungen mit 30 bis 50 Laien. Diese Nicht-Experten bedürfen der Anleitung, der Führung und der ständigen Orientierung wie es feste Mitarbeiter mit Berufserfahrung normalerweise nicht nötig haben. Im Umgang mit Objekten und mit Sammlungsdatenbanken sowie auch bei der Planung, Umsetzung und Kommunikation von Ausstellungen sind die Studierenden also nur begrenzt kompetent und in ihrem durchgetakteten Studienalltag auch nur begrenzt verfügbar. Dass zudem der zeitliche Aufwand für die Studierenden größer ist als in genuinen Seminaren, muss allen Beteiligten klar sein. Dass nie ausreichend finanzielle Mittel, bei uns etwa 30 000 Euro pro Projekt, zur Verfügung stehen, um eine zu hundert Prozent professionell durchgeführte Ausstellung auf die Beine zu stellen, versteht sich von selbst. Dadurch kommen die Studierenden aber auch zu handfesten Tätigkeiten. Vitrinen bauen, Wände einziehen, Drucksachen erstellen oder aufhängen sowie das Einwerben von Drittmitteln stehen daher auch auf dem Plan.
Vielschichtige Vorteile im Schnellüberblick
- Günstige Arbeitskräfte; Wer hat schon 50 Mitarbeiter für eine kleine Ausstellung zur Verfügung?
- Breite Profilbildung der Universität
- Stärkere bildungspolitische Wahrnehmung
- Gesteigerte öffentliche Resonanz
- Höhere inneruniversitäre Wertschätzung
- Interdisziplinäre statt nur fachspezifische Ausstellungen
- Verbesserte museale Betreuung der Fachsammlungen
- Bewahrung des materiellen Erbes der Universität
- Verstärkte Integration in Lehrbetrieb
- Berufsqualifizierende Maßnahmen für die Studierenden, 15 ECTS-Punkte
- Viel Spaß und Überraschungen
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Museumsarbeit an der Universität Tübingen zwar noch lange nicht mit großen Häusern mithalten kann, aber dafür auf personelle Ressourcen und auf Sammlungen extraordinärer Art zurückgreifen kann wie es die konventionellen Einrichtungen nicht können. Die Publikation „Sichtbare Sammlungen“ (hg. von Edgar Bierende, Frank Duerr, Peter Moos, Ernst Seidl; Tübingen 2015) zieht für das Tübinger Modell eine erste Bilanz und ließ sich extern evaluieren. Deswegen werden wir nun nach der fünfjährigen Testphase weiterhin versuchen, unsere Schwäche zur Stärke zu machen und die Studierenden weiter antreiben, schöne Projekte zu realisieren. So heterogen Studierendenprojekte auch sind, sie erfordern jedoch immer eine unternehmerische Personalstruktur, einen absolut transparenten Zeitplan mit einer festen Arbeitszuweisung sowie klaren Meilensteinen und Deadlines.
Für die konkrete Praxis können wir deshalb einen ersten Appell formulieren: Wer mit Studierenden alles im Plenum in Frage stellt, zu sehr versucht, es allen Teilnehmern recht zu machen oder sämtliche Arbeitsentwürfe mit den Worten „Es ist ja nur ein Studierendenprojekt“ annimmt, der wird weder den Ansprüchen eines Museums, noch der Studierenden, noch der Universität, noch den Ausstellungs- oder Sammlungsbesuchern gerecht. Universitätsmuseen können als Orte des Wissens viel leisten, aber deren Mitarbeiter können von den Erfahrungen und Kenntnissen von Top-Museen sowie ihren Kuratoren und Szenografen noch deutlich stärker profitieren. Die Professionalisierung der Universitätsmuseen und die Arbeit mit Studierenden in ernsthaft budgetierten Projekten haben gerade erst begonnen.
Frank Duerr
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum der Universität Tübingen
ist geschäftsführender Verwaltungsangestellter am Museum der Universität Tübingen MUT und Lehrbeauftragter des Career Service und der Allgemeinen Rhetorik der Universität Tübingen sowie Herausgeber und Autor kommunikationswissenschaftlicher und museologischer Publikationen. Frank Duerr studierte von 2004 bis 2010 Allgemeine Rhetorik und Kunstgeschichte in Tübingen. Er war in dieser Zeit studentischer Mitarbeiter diverser Einrichtungen und Forschungskollegiat am Forum Scientiarum. Danach schloss er sein Magisterstudium mit einer Arbeit über Umberto Ecos kognitive Semiotik mit Auszeichnung ab. Er erhielt mehrfach den Studium Professionale-Preis für seine Ausstellungsseminare mit Studierenden. Momentan promoviert er nebenbei über „Rhetorik und kulturelle Evolution“ bei Prof. Dr. Joachim Knape und ist ein Gesellschafter der Kommunikationsagentur acameo.