(Von Christian Wacker, Projektleitung und Dorthe Hutz-Nierhoff, Mediendidaktik) Gleich drei Vorträge und Workshops von museOn auf den Jahrestagungen der DGWF in Magdeburg und ILIAS in Freiburg, 13.-15. September 2017
Zur Mitte des diesjährigen Septembers fanden gleichzeitig zwei Tagungen von Vereinigungen statt, in deren Spannungsfeldern museOn operiert. Ohne die Lernplattform ILIAS wäre museOn kaum in der Lage, seine innovativen und interaktiven Online-Formate anbieten und betreuen zu können. Die ILIAS-Konferenz wurde in diesem Jahr in Freiburg organisiert, wo sich die stetig wachsende Community dieser open source Gemeinde traf, um existierende Formate zu spezifizieren und neue zu entwickeln. museOn war mit zwei Beiträgen an dieser Konferenz vertreten. Gleichzeitig tagte die Deutsche Gesellschaft für Weiterbildung und Fernstudium DGWF, in der sich seit nunmehr über 50 Jahren die Spezialist_innen dieser Bildungsangebote treffen. Auch für diese Tagung wurde ein Beitrag von museOn angenommen.
In der DGWF-Jahrestagung 2017 in Magdeburg wurden große Zukunftsthemen der Hochschulweiterbildung diskutiert: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel. Wie wirken sich etwa die aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes und gesellschaftliche Veränderungen auf das (weiterbildende) Lernen aus? Wie positioniert sich die Hochschulweiterbildung der Zukunft? Ist die Digitalisierung ein Motor der Hochschulweiterbildung? Wie definiert sich die Hochschulweiterbildung im Reigen privater Anbieter mit Blick auf forschendes Lernen und gesellschaftlichen Anspruch? Befriedigende Antworten auf diese großen Zukunftsfragen waren nicht immer möglich, Tendenzen lassen sich aber dennoch ablesen. Bekannt ist, dass hochschulische Weiterbildungsangebote – als BA, MA oder auch Zertifikatskurse – längere Entwicklungszeiten haben als Angebote vieler privater Anbieter, die schneller gestrickt werden können, weil sie nicht die administrativen Wege der Hochschulpolitik gehen müssen. Und trotzdem haben Angebote der Hochschulen nachhaltig gute Chancen, sich zu etablieren und im Markt akzeptiert zu werden, weil diese schlichtweg qualitativ und akkreditativ auf festen Fundamenten stehen.
Dies gilt auch für museOn, denn die Programme für Einzel- und Zertifikatskurse wurden über drei Jahre entwickelt, getestet und überarbeitet. Nachdem einige Angebote nun erstmalig gegen Gebühr im WiSe 2017/18 angeboten werden, zeigt sich deutlich, dass das Interesse an Weiterbildung mit dem Vermerk „wissenschaftlich“ großes Interesse findet. Mehr als 50 Studierende haben sich für Kurse angemeldet, etwas 20 streben das Zertifikat CAS – Certificate of Advanced Studies an.
Christian Wacker hat in seinem Vortrag zum Thema „Orte des Wissens im Austausch“ an der DGWF-Tagung auf die komplexen Anforderungen der wissenschaftlichen Weiterbildung für Museumsschaffende aufmerksam gemacht. Das Weiterbildungsprojekt bei museOn startete mit einer ausführlichen Bedarfsanalyse, um zu definieren, wie in einem sehr heterogenen Arbeitsfeld – Museumsschaffende sammeln, stellen aus, vermitteln, managen, vermarkten etc. – den Ansprüchen möglichst aller Museumstätigen gerecht werden kann. Im Gegensatz zu Angeboten, die aus der grundständigen Lehre für die Weiterbildung adaptiert wurden, hat museOn ein neues Programm eben nur für die wissenschaftliche Weiterbildung entwickelt, das zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise in die grundständige Lehre überführt werden kann. Der Analyse der Bedarfe folgend hat museOn seine Angebote auf den Museumsmarkt gezielt zugeschnitten.
Heimspiel für museOn auf der ILIAS-Konferenz: Am 14. Und 15. September richtete die Uni Freiburg die diesjährige Internationale ILIAS-Konferenz mit Unterstützung des ILIAS open source e-Learning e.V. aus. Mit gleich zwei Beiträgen war museOn aktiv dabei.
In einem gemeinsamen Vortrag präsentierten Sonja Thiel (Wiss. Koordination) und Dorthe Hutz-Nierhoff (Mediendidaktik) vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung aller Arbeitsbereiche Antworten auf die Frage nach dem Professionalisierungsbedarf und der Weiterqualifizierung von Mitarbeiter_innen musealer Einrichtungen. Durch das modulare wissenschaftliche Weiterbildungsprogramm von museOn kann die sehr heterogene Zielgruppe die für die digitalisierte Zukunft erforderlichen Kompetenzen entwickeln. Zum einen erfolgt dies ganz explizit im Rahmen des Moduls „Digitalisieren“ und den entsprechenden Teilmodulen „Digitale Objektdokumentation, „Digitale Sammlungsstrategien“, „Digitale Medien in Ausstellungen“ sowie „eCulture / Partizipative Medien in Museen“.
Hier gelingt es den Studierenden dank des handlungsorientierten didaktischen Designs, zum einen fachwissenschaftliche Inhalte zu erarbeiten und zu reflektieren, zum anderen aber auch beruflich relevante Kompetenzen zu erwerben und anzuwenden, so dass ein nachhaltiger Transfer der erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten in die eigene berufliche Praxis erfolgen kann. Abgesehen von dem expliziten Lernangebot des Moduls „Digitalisieren“ erwerben museOn-Studierende durch die Arbeit auf der Lernplattform ILIAS in allen Teilmodulen zudem ganz selbstverständlich und beiläufig Kompetenzen, mit denen sie den Anforderungen der digitalisierten Arbeitswelt begegnen können. Dieses implizite Lernen geschieht nicht nur durch die Arbeit mit diversen digitalen Werkzeugen wie z.B. Foren, Wikis oder Blogs, sondern auch durch die aktive Teilnahme an Webkonferenzen sowie die selbstorganisierte Arbeit in virtuellen Teams.
Die Referentinnen veranschaulichten anhand einer Reihe von Beispielen das erforderliche Zusammenspiel von Inhalten und didaktischer Umsetzung bei der Entwicklung der Weiterbildungsangebote. Ein Ausblick auf die Netzwerkintensivierung im Alumni-Portal auf ILIAS sowie die Entwicklung neuer Teilmodule in der zweiten Förderphase des Projekts, u.a. zu „Online-Sammlungen“ rundete den Vortrag ab.
Am zweiten Konferenztag ging es für Britta Bieberbach (Medientechnik/-produktion) und Dorthe Hutz-Nierhoff (Mediendidaktik) mit einem Workshop zum Thema „videobasiertes Lernen“ weiter. Da Videos in verschiedenen Formaten (u.a. Begrüßungs- und Einführungsvideos, animierte Erklärvideos, E-Lectures, dokumentarische Lernfilme) einen vergleichsweise hohen Anteil der von museOn bereitgestellten und aufbereiteten Lernmaterialien darstellen, ist für museOn die Frage nach den Anforderungen an Lernvideos im Rahmen von wissenschaftlichen Weiterbildungsangeboten von großer Bedeutung.
Die Vermittlung bzw. Aneignung von Lerninhalten mithilfe von Videos bietet – im Vergleich zu Textformaten – auf den ersten Blick einen leichteren und motivierenden Zugang, birgt aber andererseits erwiesenermaßen das Risiko einer geringeren Verarbeitungstiefe. Anhand verschiedener Beispiele erörterten die Workshop-Teilnehmenden in Kleingruppen zunächst, wie Videos aufbereitet bzw. eingesetzt werden sollten, um den Wissenserwerb von Lernenden möglichst optimal zu unterstützen. Der so entstandene Pool aufschlussreicher Ideen und Maßnahmen wurde durch museOn um wichtige Maßnahmen zur Aktivierung und Unterstützung der Lernenden ergänzt:
- Einbettung des Videos in sinnvolle Aufgaben
- Nutzung des interaktiven Video-Plugins auf ILIAS für Fragen bzw. zur Kommentierung
- Annotierbare pdfs zu E-Lectures bzw. Bereitstellung von Film-Skripts
- Einbindung von lerner-generiertem Content
- Vermittlung von Strategien zum videobasierten Lernen vermitteln
Im abschließenden Workshop-Teil erhielten die Teilnehmenden die Gelegenheit, mit einem Partner ein konkretes Szenario für ein Lernvideo anhand eines (eigenen) Lerninhalts/Lernziels zu entwickeln und dieses kurz vorzustellen. Die Erkenntnisse und Ergebnisse des Workshops waren somit nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für die künftige Arbeit des museOn-Teams relevant und inspirierend.
Abgesehen von den eigenen Angeboten profitiert das museOn-Team bei der ILIAS-Konferenz auch von interessanten Beiträgen aus der ILIAS-Community, u .a. zum Thema „Peer-Feedback in der Weiterbildung oder „abc Curriculum Design“, die in die künftige Entwicklungsarbeit mit einfließen könnten.
Zu (vorerst) guter Letzt war museOn vom 21.-22. September bei der Tagung „Zukunft digitale Lehre BW“ des HND BW (Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg) an der Hochschule Offenburg vertreten. Ziel der Tagung war es, den aktuellen Diskurs darüber aufzugreifen, wie akademische Bildungsangebote den digitalen Wandel abbilden können, welche Entwicklungserfordernisse sich damit für die Hochschullehre ergeben und welche kooperativen Ansätze für einen Einbezug digitaler Medien in die Hochschullehre diskutiert werden. In verschiedenen Workshops und Themengruppen wurden u.a. hochschulübergreifende Maßnahmen zur E-Learning-Qualifizierung und Kompetenzentwicklung von Lehrenden diskutiert und weiterentwickelt.
Von der aktiven Teilnahme an der DGWF-Tagung in Magdeburg und der ILIAS-Konferenz in Freiburg haben wir in höchstem Maße profitiert. Es gelang uns nicht nur, unsere Formate und Inhalte mit einem spezialisierten und in den entsprechenden Fachbereichen geschulten Kolleg_innenkreis zu diskutieren. Gerne nehmen wir auch die vielen Kommentare und die konstruktive Kritik mit in unsere Arbeit, um unsere Programme weiter zu verbessern. Dafür danken wir allen Kolleg_innen ganz herzlich, die sich mit uns und für uns in den Diskurs gegangen sind.